Die Kaschmirziege
Ziegen zählen zu den ältesten durch den Menschen domestizierten Tieren. In der Mongolei gehören sie neben dem Schaf auch heute noch zu den am meisten verbreiteten Nutztieren. Nach Angaben des Amtes für Statistik der Mongolei lebten 2020 um die 27,7 Millionen Ziegen auf den Weiden des Landes.
Die in der Mongolei verbreitete Ziegenrasse wird Kaschmirziege genannt und gehört zu der Gattung der Wollziegen. Kaschmirziegen haben Hörner und schlappförmige Ohren. Sie sind etwas kleiner als andere Ziegenrassen, viel beweglicher und in bergiger Landschaft zuhause. Sie sind flink und als gute Kletterer zählen sie unter den fünf mongolischen Nutztierarten zu den „sportlichen“. Kaschmirziegen sind robust und widerstandsfähig gegenüber Temperaturschwankungen, haben sich gut den rauen klimatischen Bedingungen der mongolischen Hochebene angepasst.
In einer für die Mongolei typischen Misch-Herde wirken die Ziegen etwas zimperlich, manchmal sogar etwas hochnäsig. Die Nomaden bezeichnen die Ziegen scherzhaft „wehleidige Sensibelchen“, da sie im Vergleich zu anderen Tieren der Herde ständig meckern.
Junge Ziegen zeichnen sich übrigens durch ihre Verspieltheit aus. Unter mongolischen Nomaden witzelt man auch deshalb des Öfteren, in einer Herde seien die Schafe die Hunde und die Ziegen die Katzen.
Auch beim Melken der Ziegen ist der Geräuschpegel etwas höher als bei anderen Tieren. Die Ziegenmilch ist durch ihren intensiven Geschmack gut für die Herstellung von Milchprodukten geeignet, wie Käse und getrockneten Quark (auf Mongolisch: Ааруул, „aaruul“).
Die Wolle der Ziegen verwenden mongolische Nomaden seit Jahrtausenden für die Herstellung von Bekleidung. Die einzigartigen Eigenschaften gerade von mongolischem Cashmere sind weltberühmt: nur die mongolischen Kaschmirziegen liefern aufgrund der Haltungs- und Klimabedingungen die für hochwertige Wollbekleidung nötigen Premiumqualitäten.
Mehr zu mongolischen Cashmere erfahren: LaNOOS Materialien - Cashmere
In der Mongolei ist die Anzahl der Ziegen in einer Herde übrigens gesetzlich geregelt, sie darf 40 % der gesamten Herde nicht überschreiten. Hintergrund ist, dass Ziegen beim Fressen das Gras nicht oberflächlich abbeißen, sondern samt Teilen der Wurzeln ausreißen. Vor einigen Jahrzehnten hatte dieses Fressverhalten in einigen, zu stark von Ziegen beweideten Teilen der Mongolei zu Bodenerosionen geführt, da sie von zu vielen Ziegen beweidet wurden. Mit der beschriebenen Beschränkung reagierte die mongolische Regierung jedoch damals unmittelbar, mit der Folge, dass die Natur sich in betroffenen Gebiete erholt hat, die weitläufigen Weiden der gesamten Mongolei wieder in einem seit Jahrtausenden bestehenden Gleichgewicht nachhaltig bewirtschaftet werden.
Einen Einblick in die nomadische Ziegenhaltung und die Gewinnung der Edelwolle Cashmere in der Mongolei gibt folgender Blog: Cashmere aus der Mongolei.
Wilde Ziegen - der sibirische Steinbock
Янгир „yangir“, die sibirischen Steinböcke sind mit den Alpensteinböcken verwandt. Wenn man durch das Land fährt, sieht man Yangir ganz oben auf den Berggipfeln stehen und in die Ferne blicken. Es ist ein schöner, majestätischer Anblick, der weder Reisende noch Mongolen loslässt.
Oyun Ishdorj
Oktober 2021
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